Produktivität in Luxemburg
21.06.2022
„Produktivität“ ist ein häufig verwendeter Begriff, der jedoch selten richtig interpretiert wird, da er komplex und multidimensional ist. Um bei der Erfassung dieses Phänomens zu helfen, wurde vor einigen Jahren in Luxemburg ein Nationaler Produktivitätsrat (Conseil National de la Productivité, CNP) gegründet.
Produktivität ist definiert als das mengenmäßige Verhältnis zwischen einem Output und den zu seiner Erzielung eingesetzten Ressourcen. Obwohl die Ressourcen unterschiedlicher Art sein können, wird häufig die Arbeitsproduktivität analysiert. Wenn durch technischen Fortschritt oder höhere Effizienz mit der gleichen Anzahl an Arbeitsstunden mehr produziert werden kann, ist die Arbeitsproduktivität positiv. In diesem Fall können die Produktivitätsgewinne dazu verwendet werden, die Löhne zu erhöhen. Wenn es keine Produktivitätsgewinne gibt, gibt es schlichtweg nichts zu verteilen.
Der CNP bestätigt in seinem jüngsten Bericht mehrere Feststellungen, die die UEL in den letzten Jahren getroffen hat:
- Die Stagnation der Produktivität der luxemburgischen Wirtschaft hält an! Insgesamt verzeichnet das Land seit der Jahrtausendwende eine Stagnation seiner Produktivität.
- Im internationalen Vergleich ist die Leistung Luxemburgs besorgniserregend. Im Gegensatz zu Luxemburg hat die große Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten, wie auch die EU und die Eurozone insgesamt, ihre Arbeitsproduktivität im Analysezeitraum deutlich gesteigert. Luxemburg verliert also allmählich seinen Vorteil gegenüber den anderen Ländern.
- Der Beitrag der Produktivitätszuwächse zum Wirtschaftswachstum des Landes ist gering. Diese Entwicklung scheint langfristig kaum tragbar zu sein und die Auswirkungen dieses Wachstums sind bereits heute spürbar.
Folglich möchte die UEL die fünf im Bericht vorgestellten Wege zur Wiederbelebung der Produktivität hervorheben: Digitalisierung, Forschung, Entwicklung und Innovation, Humankapital, Governance und Regulierungsrahmen. In Bezug auf das Thema Talente, das für die UEL von großer Bedeutung ist, heißt es in dem Bericht: „Der Mangel an Talenten betrifft fast alle Sektoren und ist besonders ausgeprägt bei IKT-Profilen. Der Mangel an IT-Fachkräften könnte den digitalen Wandel vereiteln. Generell scheint es angebracht, die STEM-Kompetenzen (science, technology, engineering, mathematics) durch eine systematische Förderung in den Bildungsprogrammen weiter zu stärken.“
Der Bericht weist auch darauf hin, dass angesichts der großen sektoralen Unterschiede eine differenzierte Branchenpolitik erforderlich ist, um die Produktivität zu steigern. In der Tat zeigt eine genauere Analyse des Niveaus der Arbeitsproduktivität erhebliche sektorale Unterschiede. Von den wichtigsten Branchen des Marktsektors zeichnen sich derzeit zwei durch eine hohe Produktivität aus (ca. 150 EUR Wertschöpfung pro Arbeitsstunde), nämlich das Kredit- und Versicherungsgewerbe sowie die Informations- und Kommunikationsbranche (hauptsächlich getrieben durch IKT), während die Produktivität in der übrigen Wirtschaft bei ca. 50 EUR pro Arbeitsstunde liegt. Es ist anzumerken, dass nur der IKT-Sektor in den letzten Jahren einen Produktivitätszuwachs verzeichnen konnte.
Zusammenfassend stimmt die UEL mit dem CNP darin überein, dass „die Produktivität als Schlüsseldeterminante für die Schaffung von Wohlstand und Lebensstandard auf der politischen Agenda und in der Wirtschaftsforschung eine Priorität darstellen muss“. Produktivität ist der Schlüssel zu einem qualitativ hochwertigeren und nachhaltigeren Wachstum.